„Kunst verbindet ... = Frauenpower“
Mit einer großen Vernissage und 300 Gästen startete der hit-Technopark seinen Ausstellungszyklus 2015/2016. In ihrer Begrüßungsrede lobte Dr. Isabella Vértes-Schütter, Intendantin des Ernst Deutsch Theaters und kulturpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, die vorbildliche Ausstellungsreihe "Kunst verbindet ..." und das kulturelle Enggagement der Unternehmerfamilie Birkel.
Die Ausstellungsreihe 2015/ 2016 mit dem Titel „Kunst verbindet ... = Frauenpower“ präsentiert fünf Künstlerinnen, die sich durch eine außergewöhnliche Biografie auszeichnen und die mit unverwechselbaren Werken im hit-Technopark zu sehen sind. Nach der Gemeinschaftsausstellung bis 8. Januar 2016 folgen die fünf Einzelausstellungen im Acht-Wochen-Rhythmus.
Der thematische Ausgangspunkt des diesjährigen Ausstellungszyklus war ein Zitat in einer Dissertation aus dem Jahr 2009 mit dem Titel: Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert von Anne-Kathrin Herber. Dort wird zitiert, „... waren Sie bei Käthe Kollwitz? Ihre Sachen beweisen, dass ein Künstler auch mal aus Versehen als Frau geboren werden kann.“ Im historischen Kontext wird so auf die besonderen Umstände verwiesen, denen sich Frauen in der Kunst unabhängig von unterschiedlichen Kunstgattungen gegenübersahen und -sehen.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die sog. „Damenakademien“, in denen Künstlerinnen, wie die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, die als erste Frau 1919 Mitglied in der Preußischen Akademie der Künste wurde, eine künstlerische Ausbildung erhielten. Paula Modersohn-Becker oder Julie Wolfthorn waren weitere bekannte Protagonistinnen, deren Ausbildungswege von den „Damenakademien“ geprägt waren. Der Zugang zu Kunstakademien öffnete sich für Frauen erst 1918. Dass die künstlerisch-kreative Eignung von Frauen, die selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als „Malweiber“ betitelt wurden, erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter verbessert wurde, erklärt, warum Frauen in der Kunst heute nicht länger die Ausnahme, sondern Teil der Regel sind, wie es die amerikanische Kunsthistorikerin Linda Nochlein in Essays und Vorträgen beschreibt. Bis in die jüngere Vergangenheit finden sich allerdings Publikationen, wie z.B. von Max Hetzler, der 1985 in der Kunstzeitschrift „Wolkenkratzer“ in Bezug auf Galeristinnen in Deutschland schreibt:
„Galeristinnen sollten nur Künstlerinnen ausstellen. Dann hören sie von selber auf. Die besten können dann Assistentinnen von Galeristen werden.“
Der Schopenhauersche Geist in Zusammenhang mit diesem Thema, der derartige Aussagen ermöglichte, sprach Frauen ganz allgemein kreative Fähigkeiten ab und wirkt bis heute nach, wenn man die Präsenz von Künstlerinnen in Museen, wichtigen Galerien, Publikationen und die Praktiken des Kunstbetriebs insgesamt betrachtet.
Gleichzeitig zeigen Initiativen wie die Gründung des National Museum of Women in the Arts (Washington) 1981, das es trotz vieler Schwierigkeiten immer künstlerisch tätige Frauen gab, deren persönliche Unabhängigkeit vom Zeitgeist, eigenständige und unverwechselbare Kreativität ermöglichte. In diesem Sinne werden kultureller Wandel und die damit verbundenen Anstrengungen für Veränderungen, die von Künstlerinnen gelebt und verarbeitet werden, in der Ausstellungsreihe 2015/2016 wahrnehmbar, evident und zukunftsweisend.
Insofern ist es folgerichtig, dass die Ausstellungsreihe der Saison 2015/2016 ausschließlich Künstlerinnen berücksichtigt. Die Meppenerin Mecky Mattern stellt das Weibliche in den plakativen Mittelpunkt ihrer Kunst. Ihre „Vollwaiber“ zeigen kraftvoll und selbstbewußt von allem viel: viel Volumen und eine extensive Farbigkeit zeichnen ihre Skulpturen aus.
Und mit viel Farbe geht es bei den Gemälden von Ilze Menneking-Soikans aus Buxtehude weiter, die aus geometrischen Flächen mosaik- und collagenartig zusammengesetzt quasi ein Abbild eruptiver künstlerischer Energie und Schaffenskraft darstellen.
Sensibel nähert sich die Malerin Sybille Kreynhop dem Thema in ihren Portraits, die das Innere nach Außen kehren, es sichtbar machen und dabei in Formen, Farben und Kontrasten den Augenblick festhalten und dokumentieren.
Alltagsgeschichten sinnlich erzählen, darauf richtet sich der Fokus von Sonja Schumacher aus Ashausen bei Winsen, die mit ihren Bildern hinter die Kulissen blickt und psychische und emotionale Befindlichkeiten seziert.
Eine besondere Poesie kennzeichnet die Collagen und Mixed-Media Skulpturen von Katja Windau. Spielerische Leichtigkeit und monumentale Präsenz verweben sich zu einer künstlerischen Dimension, deren Polarität unabhängig und frei ist.
"Kunst verbindet ... = Frauenpower" macht den Anspruch von Künstlerinnen klar, die nicht aus dem Prozess einer Kunstgeschichte separiert werden wollen. Und die darüberhinaus durch Vielfältigkeit und das breite Spektrum der gezeigten künstlerischen Konzepte Menschen überzeugen.
Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 8. Januar 2016, jeweils Montag bis Freitag, 8:30 bis 16:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.