Martin Conrad – Malerei
Einzelausstellung: Umgänge Überdachte – 08.07. – 30.08.2019
Umgänge Überdachte
Martin Conrad sagt über seine Arbeiten, dass sie nicht das unmittelbar Sichtbare wiedergeben, sondern das, „was vom Sichtbaren später übrigbleibt, wenn das ursprüngliche Erlebnis vergangen ist“. Bilder also als Träger von Erinnerungsspuren.
Conrad arbeitet oft an mehreren Bildern und hat dabei eine ganz eigene Arbeitsweise ersonnen: Zuerst legt er einen großflächig gemalten abstrakten Bildgrund an. Dabei hat er eine spezielle Malweise mit breiten Pinseln entwickelt, mit denen er mehrere Schichten transparenter Farbschlieren aufträgt, bis ein atmender Farbraum entsteht. Auf diesem werden dann späterzeichnerisch figurative Elemente aus dem Archiv des Künstlers aufgetragen.
Warten ist ein wichtiges Element in diesem malerischen Prozess. Anstatt ein Bild durch einen naheliegenden Einfall abzurunden, schafft er offene Strukturen, die etwas Verhaltenes haben. Farbgrund und Figur wirken disparat und erzeugen einen instabilen Bildraum, der eigentlich erst im Kopf des Betrachters zusammengesetzt werden kann.
In Conrads Bildern erlebt er Sichtbares als eine Erinnerung, als eine verblassende Spur auf einem labilen Grund. Damit werden die Bilder zu Chiffren des Gedächtnisses selbst: Es ist plastisch und speichert Erlebnisse nicht wie ein Computer. Erinnerungen sind von Emotionen gefärbt und verändern sich bei jeder Vergegenwärtigung.
Unsere Erinnerungskultur ist heute im Umbruch: die gigantischen Speichermöglichkeiten führen dazu, dass immer mehr Informationen abgespeichert werden, aber Erinnerung mehr und mehr den Charakter einer identitätsbildenden Erzählung verliert. Conrad macht in seinen Bildern diese Art der Erinnerung wieder erlebbar.
Sebastian Quedenbaum,
Administration of Copenhagen Concils Art Collection, Danmark